Wie oft lässt man sich nicht von einem ersten Eindruck blenden? Auch beim Besuch der Isla Verde kann dies leicht passieren- denn wer die Insel per Boot von der nächstgelegenen Hafenstadt Batangas aus ansteuert, könnte zunächst einmal von paradiesischen Bedingungen ausgehen: Vom höchsten Punkt der vulkanischen Insel bis hinunter zu den Stränden und Buchten ist die Insel in die verschiedensten Grüntöne gehüllt, die vom türkis-klaren Meerwasser gespiegelt werden.
Nichts deutet darauf hin, wie einfach und somit entbehrungsreich das Leben für die ca. 5000 Bewohner der „grünen Insel“ tatsächlich ist. Die Infrastruktur auf der Insel ist geprägt von einfachen, kaum befestigten Wegen, die die 6 Districte oder Dörfer, „Barangays“ genannt, dürftig verbinden. Installierte Strom- oder Wasserleitungen fehlen gänzlich und machen aufwendige und kostspielige Ersatzlösungen und Transporte notwendig.
Die Behausungen sind von recht unterschiedlichem, meist aber einfachem Standard, ohne gemauerte Wände oder ausreichende Bedachung bieten sie somit keinen Schutz während der herbstlichen „Hurricane Season“.
Schlafplätze für die Familien finden sich provisorisch auf dem Boden, gekocht wird bei fehlender Stromversorgung zumeist immer noch über offenem Feuer, auch die Möglichkeit zur permanenten Kühlung von Lebensmitteln fehlt.
Bei allen Hürden des Alltags, der unsicheren Zukunft und scheinbar wenig hoffnungsvollen Perspektive auf Besserung erstaunt das friedliche, allzeit freundliche und lebensfrohe Miteinander, mit dem sich die Menschen auf der Isla Verde und auch Besuchern begegnen.
Eine kaum zu überwindende Barriere für die Enstehung von besseren Lebensbedingungen ist und bleibt der Zugang zu Bildung. Chance for growth engagiert sich seit Beginn seiner Tätigkeit, genau diese Hürde zu überwinden. Auf der Insel finden sich für die Kinder zumindest eine nahegelegene und fußläufig erreichbare „Elementary school“.
Um aber die High-School zu besuchen, müssen viele Kinder dann aber oft weite tägliche Fußmärsche in Kauf nehmen. Weitere Gründe, die Schulausbildung abzubrechen, zu unterbrechen oder gar nicht erst zu beginnen gibt es sicherlich viele.
Chance for growth möchte sicherstellen, dass fehlende finanzielle Mittel der Familien nicht dazu gehören. Mit der Übernahme von Schulpatenschaften durch private Sponsoren werden die anfallenden Kosten für sämtliche Schulmaterialien übernommen und sogar Rücklagen für eine mögliche spätere Collegeausbildung übernommen.
Die Betreuung der Kinder und ihrer Familien erfolgt durch staatlich ausgebildete Sozialarbeiterinnen der Always-with-you-Foundation (AWYFI- vormals Alouette Foundation), unserer langjährigen und erfahrenen Partnerorganisation mit Sitz in Manila und Hilfsprojekten in verschiedenen Teilen des Landes.
Mit dem CFG-Schulpatenschaftsprogramm haben wir unsere Aktivitäten auf der Isla Verde im Jahr 2008 begonnen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Absolvent*innen mit abgeschlossener Schulausbildung und Berufsanstellungen, die mit ihrem ersten festen Gehalt wiederum Familien und Schulkinder auf der Insel unterstützen.
An der medizinischen Situation lässt sich vielleicht am deutlichsten erkennen, wie schwierig das Leben an einem geographisch isolierten Ort wie der Isla Verde sein bzw. im Krankheitsfall werden kann. Es gibt keine dauerhaft besetzte ärztliche Einrichtung, keine Ambulanz oder geschweige denn ein Krankenhaus.
Eine Hebamme kommt bestenfalls in wöchentlichen Abständen mit dem Boot, soweit die Wetterbedingungen dies zulassen, somit sind Gebärende auch allzu oft auf sich allein gestellt. Für Behandlungen akuter Krankheitsbilder oder Verletzungen muss ebenso der Transport zum Festland erfolgen, die kontinuierliche medikamentöse Behandlung chronischer Erkrankungen ist oft nicht sichergestellt.
Wann immer wir vor Ort waren, haben wir in den vergangenen Jahren medzinische Projekte in Form von „Medical Camps“ in Kooperation mit lokalen Ärzt*innen- Medizinstudent*innen und Pflegekräften durchgeführt um zumindest punktuelle Soforthilfe zu leisten und uns einen Überblick über die gesundheitliche Situation machen zu können.
Seit 2023 ist es uns gelungen eine erfahrene Krankenschwester anzustellen, die nun an freien Wochenenden die Insel besucht, feste Ansprechpartnerin für alle medizinischen Probleme ist und nach Dringlichkeit die weitergehende Versorgung organisiert. Transport und ärztliche Behandlung kann dann unter finanzieller Mithilfe von chance for growth über das St Patricks Hospital in Batangas erfolgen.
Erst nach einigen Jahren ist uns aufgefallen, dass viele Schulkinder ohne ausreichende Verpflegung zur Schule kommen und spätestens zur Mittagszeit hungrig den Schultag bestreiten müssen- keine gute Voraussetzung, um erfolgreich zu lernen. Zum Glück haben wir mit der Käthe-Kollwitz Grundschule in Essen-Rüttenscheid einen Kooperationspartner gefunden, der mit regelmäßigen Spendenaktionen entscheidend dazu beiträgt, dass im Bedarfsfall eine warme Mahlzeit am Tag angeboten werden kann.
„Kein Kind soll hungrig lernen“ – unter diesem Motto kochen Mütter aus der Dorfgemeinschaft nahrhafte und leckere Speisen aus der lokalen Küche der Insel.